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1. Theil 3 - S. 174

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite Periode. Von dem Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges bis zu Friedrich des Großen Thronbesteigung, \6\8—\7w. 99. Der Dreißigjährige Krieg, 1618—48. 1. borfälle in Prag. Zwar war auf dem Reichstage zu Augsburg 1555 der Religionsfriede geschloffen worden; aber es fehlte noch sehr viel, daß Deutschland beruhigt gewesen wäre. Die Katholischen und Evangelischen drückten einander, wo diese oder jene die Stärkeren waren, so viel sie' nur konnten. Keine Partei traute der andern, weil jede Partei wußte, daß die andre, gleich ihr selbst, in unversöhnter Gesinnung beharrte und über den Frieden hinaus zu kommen strebte. So standen sie argwöhnisch ein halbes Jahrhundert einander gegenüber, die Hand ans Schwert gelegt. Nach Karls V. Tode war, wie schon erzählt ist, Ferdinand I. Kaiser geworden, ein friedliebender Herr, der den Protestanten nichts in den Weg legte, weil er ihre Hülfe gegen die Türken beständig nöthig hatte. Duldsamer war, wie wir wissen, sein Sohn Maximilian Ii., der ihm als Kaiser folgte und gar den östreichischen Gutsbesitzern erlaubte, auf ihren Schlössern evangelischen Gottesdienst zu halten. Wirklich hatte aber auch die neue Lehre so vielen Beifall in den östreichischen Ländern gefunden, daß die evangelischen Kirchen stets vollgefüllt waren, und daß man berechnen konnte, daß, wenn es so weiter ginge, in kurzer Zeit die katholische Lehre aus ganz Deutschland verbannt sein würde. Unter diesen Umständen starb der gute Maximilian und hinterließ mehrere

2. Theil 3 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg/ als Kind, wurde dann von seinem Oheim erzogen und nach den Lehrsätzen der böhmischen Brüdergemeinde unterrichtet. Man weiß nicht, wie es gekommen, daß er bald danach den Jesuiten in Olmütz übergeben wurde, die ihn dem katholischen Glauben zuführten. Nachdem sein Unterricht vollendet war, ging er in Begleitung eines jungen, reichen böhmischen Edelmannes und eines gelehrten Mathematikers und Astrologen auf Reisen. Er besuchte- Holland, England, Frankreich, Italien, und hier blieb er einige Zeit in Padua, wo er sich besonders mit Sterndeuterei (Astrologie) beschäftigte; denn damals glaubte man noch, aus dem Stande der Gestirne künftige Schicksale vorhersagen zu können. Ein schlauer Sterndeuter, der seinen Ehrgeiz merkte, machte ihm weiß, daß er noch zu sehr hohen Ehren gelangen würde, was freilich auch nachher zufällig eintraf. Dann ging er unter die Soldaten, machte einige Züge gegen die Türken mit, schloß sich bei dem Bruderzwiste zwischen Kaiser Rudolph Ii. und Matthias dem letztem an, und heirathete nach dem Frieden eine alte reiche Wittwe, Lucretia von Landeck, die nach vier Jahren starb und ihn dadurch, 31 Jahre alt, zum Erben eines ungeheuren Vermögens machte. Ein Jahr vor dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges zog er mit einem auf eigene Kosten geworbenen Regiments unter dem damaligen Erzherzog Ferdinand gegen die Venetianer, und da er sich sowohl durch Tapferkeit als durch Freigebigkeit gegen seine Offiziere, welche offene Tafel in seinem Zelte fanden, auszeichnete, so wurde er nach seiner Rückkehr vom Kaiser sehr ausgezeichnet. Er wurde zum Oberst ernannt, in den Grafenstand erhoben und erhielt den Kammerherrnschlüssel. Beim Ausbruch der böhmischen Unruhen erklärte er sich mit Eifer für die Sache des Kaisers und ließ seinen Vettern, die im böhmischen Heere dienten, sagen: er wolle sie dafür mit Prügeln und Ruthen tractiren. Abwechselnd lebte er auf seinen Gütern in Mähren ^nd Böhmen, in Prag und in Wien, wo er durch Aufwand die Augen aller auf sich zog, besonders nachdem er durch Ankauf vieler Güter der Geächteten sein Vermögen sehr vermehrt hatte. Auch nahm er an -dem Kriege lebhaften Antheil und stand zur Zeit der Schlacht am weißen Berge in Ungarn gegen Bethlen Gabor. Er vermählte sich mit der schönen Tochter des Geheimeraths Graf Harrach, der ein Liebling des Kaisers war, wurde bald darauf in den Fürstenstand und schon ein Jahr später zum Herzog von^Friedland erhoben. Seine Residenz nahm er in Gitschin. Jetzt machte er dem Kaiser

3. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

4. Theil 3 - S. 231

1880 - Stuttgart : Heitz
Bitten jener Zeit. 231 nur abgebrannt und ausgeplündert, sondern von manchen war jede Spur ganz verschwunden. Es gab Gegenden, wo meilenweit kein Haus, kein Mensch zu sehen war. Von vielen Familien waren alle Glieder ausgestorben; der Vermögenszustand war bei den Menschen ganz zerrüttet und — was das Schlimmste war — die Sittlichkeit war äußerst verdorben worden. In der Entwickelung des Anbaues und der Gewerbe, in Handel und Verkehr ist Deutschland in Folge dieses furchtbaren Krieges sehr lange Zeit hinter andern Nationen zurückgeblieben. Oft hört man die gute alte Zeit rühmen, und über unsere so verdorbene Zeit klagen. Daran thut man Unrecht, und mit rührender Freude lernt man ans der Geschichte, daß die Menschheit mehr im Fortschreiten begriffen ist. Auch der Luxus war in früheren Zeiten oft noch ärger als in den unsrigen, nur daß er jetzt mit bessern: Geschmack verbunden ist. Einige Beispiele werden dies beweisen. In einer Kleiderordnung aus Regensburg aus dem Jahre 1485 heißt es: „Die Mannspersonen sollen nicht längere Spitzen an den Schuhen tragen, als zwei Fingersglieder lang." Dann kommen auch die ausgeschnittenen Koller und Halstücher der Frauen vor, die sie in kurzer Zeit „ganz über alle Maßen ausgebracht hätten," und wird ihnen das Ausschneiden vorn bis zwei Querfinger über dem Halsgrüblein und hinten vom Halsknöchlein vier Zoll herab untersagt. Töchter, so lange' sie nicht verheirathet find, dürfen gar keine Ringe tragen. Keine sollte über acht Röcke haben, gute und böse, und zu ihren geflügelten Röcken dürfen nur drei Paar Aermel, von Sammet, Damascat oder anderer Seide gehören. Ein Perlenrock, oder sammetne und gestickte Mäntel oder Koller mußten versteuert werden, und doch durste keine sie auf dem Gebiete der Stadt tragen. Aber auch im 16.. und 17. Jahrhunderte wurde mit Kleidern viel Unsinn getrieben. „Der Kleidung und des Geschmucks," klagt ein Schriftsteller aus der Zeit Karls V.', „ist kein Maß, zu aller Leichtfertigkeit zugerichtet, daß man vor Fürwitz schier nicht mehr weiß, was man anthun, oder wie man reden, gehen oder einher-treten soll. Alle Tage steht ein neuer Fund aus." Nicht nur Frauen und Jungfrauen vorn Stande, sondern auch Bürgerfrauen trugen sich zu Anfange des 17. Jahrhunderts auf italienische und burgundische Art, mit lang entblößtem Halse, und die meisten vom Adel, wozu sich auch die Doctorfrouen rechneten, hatten sich die

5. Theil 3 - S. 234

1880 - Stuttgart : Heitz
234 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Herz der deutschen Kinder wur^ durch die fremde Erzieherin schon früh verdreht. Besonders kam nun ein ganzes Heer von Moden über den Rhein. Die einfache deutsche Kleidung, die zwar oft kostbar, aber der Mode nur wenig unterworfen war, wurde nun verachtet; die Männer ließen sich Fracks machen, wie man sie in Paris trug; Westen mit Schößen, Schuhe mit großen Schnallen; das eigene Haar schnitten sie sich ab, um große Perrücken, die fast den halben Rücken bedeckten, aufzusetzen, streuten Puder und klebten Pomade hinein. Noch ärger trieben es die Frauen. Zum Hohn alles guten Geschmacks trugen sie Kleider mit ungeheuern Reifröcken, schnürten den Leib in feste Schnürbrüfte, die ihnen jede Bewegung, ja jeden Athemzug erschwerten, hatten Schuhe mit silbernen Schnäbeln und hohen Absätzen wie Stelzen, mit denen sie keinen Schritt sicher thun konnten, und hinter ihnen her zog eine lange, lange Schleppe nach, die bei ganz Vornehmen von Kindern nachgetragen wurde. Das Haar wurde hoch aufgebunden, mit Puder und Pomade reichlich beschmiert, Wülste wurden dazwischengelegt, damit es recht hoch hinaufreiche, unzählige Nadeln zur Befestigung des künstlichen Gebäudes hineingesteckt, und oben darauf klebte oft noch ein winziges Hütchen. Wollte eine so aufputzte Figur durch eine Thüre gehen, so mußte sie sich nicht nur tief bücken, sondern auch noch den Körper seitwärts biegen, weil sonst die Reifröcke jeden Durchweg unmöglich machten. Diese . albernen und geschmacklosen Moden wechselten zwar schnell ab, je nachdem die Pariser es wollten, aber die neue war oft noch thörichter als die vorige, und so blieb es bis auf die neue Zeit, wo endlich seit der französischen Revolution die Deutschen aus ihrem Traume erwachten und zu ihrer. Beschämung sahen, daß nicht alles, was aus Frankreich komme, vorzuziehen sei. *) Die Narrheit, alles Französische schön zu finden, erstreckte sich auch aus die Sprache. Die Vornehmen hielten es für eine Schande, deutsch zu sprechen, und besonders in den adeligen Familien, von schäften machen, als Fertigkeit im Französischsprechen. Auch nöthig, aber nicht das Nöthigste und Wesentliche. *) Der Verfasser erinnerte sich noch aus seinen Kinderjahren, daß die Damen täglich eine Stunde unter den Händen des Friseurs saßen, und daß manche, welche sich alle Wochen nur einmal fünstlichjfrisiren ließen, -die ganze erste Nacht nach dem Frisiren aufrecht sitzend zubrachten, damit sie noch den folgenden Tag mit der schönen Frisur paradiren und einen Kaffeebesuch machen konnten.

6. Theil 3 - S. 338

1880 - Stuttgart : Heitz
338 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. wieder einzunehmen, so blieben doch zuletzt die Kaiserlichen im Besitz. In allen Gassen des Dorfes lagen Haufen von Todten und Sterbenden. Feldmarschall Keith bekam einen Schuß in die Brust, stürzte nieder und starb ohne einen Laut. Fünf Stunden dauerte das Gefecht: da gab Friedrich den Befehl zum Rückzüge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Verfassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen waren verloren, die meisten Generale verwundet; selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen und dem ein Pferd unter dem Leibe erschossen war, hatte •eine, obwohl leichte Verwundung, und es hatte wenig gefehlt, daß er gefangen worden wäre. Schon war er von Feinden umringt gewesen und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie sahen, daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Muth und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Vertrauen war es eben, was das preußische Heer so stark machte. So beklommen es auch wohl dem Könige um das Herz sein mochte, so bezwang er sich doch und stellte sich heiter, als wenn der Verlust nicht viel zu bedeuten habe. Er scherzte selbst schon einige Stunden darauf über den Unfall und sagte zu einem seiner Generale: „Mein lieber Goltz, man hat uns nicht gut geweckt!" — Der General antwortete: „Man pflegt diejenigen im Schlafe zu stören, die man am Tage nicht sprechen kann." —„Er hat Recht!" sagte Friedrich; „aber ich werde den Herren, die uns so geweckt haben, am hellen Tage ihre Unhöflichkeit verweisen!" Die Oestreichs glaubten nun Schlesien ganz sicher zu haben, und Daun ließ daher die Festung Neiße belagern. Aber Friedrich war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln. Er schaffte die fehlenden Kriegsbedürfnisse schnell herbei und sprach voll Vertrauen, als er sah, daß Daun ihn nicht verfolgte: „Daun hat uns aus dem Schach gelassen; das Spiel ist noch nicht verloren. Wir wollen uns einige Tage erholen und dann aufbrechen, Neiße zu befreien." Das geschah auch wirklich. Elf Tage nach der Schlacht hatte er schon die Feinde umgangen, war in vollem Marsche nach Schlesien und Neiße war gerettet. *) *) Der Hauptmann von Archenholz erzählt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges folgenden schönen Zug einer edeln deutschen Frau, der hier

7. Theil 3 - S. 24

1880 - Stuttgart : Heitz
24 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. er schnell das Tintenfaß und warf es nach dem Bilde seiner Phantasie, das natürlich augenblicklich verschwand. Mag nun das Histörchen wahr sein ober nicht, — den Tintenfleck zeigt man noch. Indessen hatte die Reformation in Deutschland, am meisten in Sachsen, große Fortschritte gemacht. Schon in demselben Jahre (1521) wagte ein sächsischer Pfarrer sich zu verheiraten. Viele Mönche sogar traten zu Luthers Lehre über und sagten sich von der Herrschaft des Papstes los. Die Augustiner in Wittenberg gaben dazu das Signal. Die jüngeren Mönche vereinigten sich, die Messe in ihrem Kloster abzuschaffen; sie erklärten ihre Ordensgelübde sür aufgehoben und traten zum Theil in die Welt zurück. Zwar widersprachen der Prior und einige ältere Mönche; aber sie wurden von jenen überstimmt. Auch behaupteten sie mit Recht, es sei unrecht, daß sich der Orden von Betteln ernähre, da die heilige Schrift befehle, daß jeder sich von seiner Hände Arbeit nähren sollte. Ihrem Beispiele folgten auch andere Geistliche und meinten, der Gottesdienst müsse von den vielen in die römische Kirche eingeführten Mißbräuchen gereinigt werden. Jetzt wurden schnell viele Neuerungen vorgenommen: die Messe wurde in deutscher Sprache gehalten, die Hostie nicht mehr emporgehoben und angebetet und das Abendmahl jedem, der es wünschte, in beiderlei Gestalt, wie es Jesus vorgeschrieben, gereicht. Endlich schaffte man die Messe ganz ab. Dagegen ließ sich nichts sagen.. Aber da nichts so schwer ist, als die goldene Mittelstraße zu halten, so übertrieben viele die Sache, beleidigten katholische Priester, stürmten die Kirchen, warfen Bilder und Altäre heraus und trieben andern häßlichen Unfug. An der Spitze dieser Bilderstürmer stand der sonst gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Boden st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Haltens mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß Ruhe und Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß dieser daher das

8. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

9. Theil 3 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte 1517—1789. Krfte 'Ferioöe. Von der Reformation bis zum Ausbruche des dreißigjährigen Krieges, *5*7—*6*8. 84. Martin Luther, geb. 1483, gest. 1546. <^n einem Dörfchen des thüringer Waldes, Möra mit Namen, zwischen Eisenach und Salzungen, lebten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein braver, fleißiger Bergmann, Hans Luther, und sein treues Weib, Margarethe, geborene Lindemann. Von dort wanderte er in die Grafschaft Mansfeld aus, wo lebhafter Bergbau betrieben wurde, und während ihres Aufenthaltes in Eisleben wurde den beiden Eheleuten, am 10. November 1483, ein Knäblein geboren, welches sie gleich am folgenden Tage in dem noch existirenden Taufsteine der dortigen Kirche taufen ließen, und da es gerade der Martinstag war, so nannten sie es Martin. Dies- ist der Mann, der von der Vorsehung bestimmt war, die heilige Flamme des Lichts und der Wahrheit, welche in Wiklefs Hand als Funke sich entzündete und in Hnß eine hell aufglühende strahlende Fackel wurde, triumphirettd durch die Welt zu tragen. Im nächsten Jahre ließ sich Hans Luther in Mansfeld nieder, um in den dortigen Gruben zu arbeiten, und da er zu einigem Wohlstände kam und ein sehr wackerer Mann war, so wurde er von allen Einwohnern geschätzt und gar in den Magistrat anfge- Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 1

10. Theil 3 - S. 144

1880 - Stuttgart : Heitz
144 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. gekerkert und zuletzt aus dem Lande gejagt wurde!! Noch ärger wurde es unter Augusts Enkel, Christian Ii. Dieser, ein strenger Lutheraner, ließ seinen Kanzler Krell, der für einen heimlichen Calvinisten galt, verhaften und nach der Festung Königstein bringen, „weil er ein notorisch gottloser, böser und untreuer Mensch sei, in das Land eine verführerische Lehre eingeschleift und viel Unheil und Zerrüttung angerichtet habe." Vergebens bat seine Frau, ihn doch freizulassen, oder ihn förmlich zu verhören. Man ließ ihn 10 Jahre lang im Gefängniß, und endlich wurde er (1601) in Dresden öffentlich enthauptet!! Das Mißtrauen der verschiedenen Religionsparteien gegeneinander war so groß, daß sie selbst die unschuldigsten Einrichtungen der andern Partei anzunehmen sich weigerten. Namentlich war das mit der Verbesserung des Kalenders der Fall. Wir wissen schon, daß Julius Cäsar den Kalender dadurch in Ordnung brachte, daß er das Jahr auf 365 Tage und 6 Stunden festsetzte und daher verordnete, daß alle vier Jahre ein 366. Tag eingeschaltet werden mußte. Aber er hatte sich verrechnet: denn das Jahr besteht nur aus 365 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten, 45 Secunden, 30 Tertien; er hatte also 11 Minuten 14 V* Secunden zu viel angenommen. So unbedeutend dieser Unterschied auch zu sein scheint, so betrug er doch gegen Ende des 16. Jahrhunderts bereits 10 Tage. Papst Gregor Xiii. ließ daher durch einige Astronomen die Zeit recht genau berechnen, schaffte dann (1582) den alten oder Manischen Kalender in allen römisch-katholischen Ländern ganz ab und führte den neuen oder gregorianischen ein. Er warf 10 Tage aus jenem Jahre heraus, so daß man nach dem 4. October gleich zum 15. überging. Diese Einrichtung war nun recht vernünftig und ohne Beziehung auf die religiösen Streitigkeiten. Als aber auf einem Reichstage die Sache zur Sprache kam, erklärten die evangelischen Stände einmüthig, sie könnten sich diese Veränderung des Kalenders durchaus nicht gefallen lassen, denn sie glaubten, es liege eine Hinterlist zum Grunde! Und so behielten. sie denn ihren alten fehlerhaften Kalender noch länger als 100 Jahre. Jetzt ist der alte nur noch in Rußland gebräuchlich; die Abweichung beträgt aber jetzt 12 Tage, so daß die Russen an unserm Neujahrstage erst den 20, Dezember schreiben. Das Weitere von Rudolph wird unten beim 30jährigen Kriege erzählt werden. Hier mag nur noch erwähnt werden, daß
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